Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?
Sonntag, 14.9.2025
„Weil Sie es sich wert sind.“ wirbt ein großer Kosmetikhersteller seit Jahrzehnten für seine Pflegeserie. Millionen Menschen sind es sich wert, Gedanken, Zeit und Geld in Schönheitspflege zu investieren, ein boomendes Geschäft für das persönliche Wohlbefinden.
Wer die gleichen Ressourcen in seine vier Wände investiert, mag nach vollendeter Arbeit das gleiche Glücksgefühl spüren. Was wir diesen Menschen und ihren Denkmalen nicht ansehen: die Suche nach Experten und Handwerkern, passenden Materialien, Vorbildern, die körperliche Arbeit, die gerunzelte Stirn, das lobende Wort. Sie stehen in keiner Bilanz und in keinem Steuerbescheid. Und doch machen sie einen Bau unersetzlich, fließen in das Endergebnis ein, werden von den Eigentümern erinnert.
„Messbar“ ist der materielle Wert eines Denkmals. Er setzt sich zusammen aus schwankenden Materialkosten, zahlreichen Arbeitsstunden fachkundiger Experten oder der im Denkmal enthaltenen sog. grauen Energie, also aller Energie von Mensch und Maschine, die bereits in dessen Erbauung hineingeflossen ist. Doch selbst was monetär niedrig bemessen ist, kann zur unbezahlbaren Pracht werden, zum unverkäuflichen Allgemeingut.
Auf eine Weise wird aus dem Meter Zedernholz mal eine billige, mal eine kostspielige Wandvertäfelung. Auf eine andere Weise reicht schon ein Splitter aus, um dieses Holz unbezahlbar zu machen. Kennen Sie etwa die Reliquien des Kreuzes Jesus, die in der ganzen Welt verteilt sind?
Komplettieren aussterbende Experten mit ihrer Handwerkskunst vertäfelte Räume, in denen Könige speisten, geht das Herz eines jeden Historikers auf. Doch wird der Wert dadurch gesteigert? Brandschützer, Verfechter der Originalsubstanz oder die Menschen, die in diesem Gebäude heute leben, haben hierzu unterschiedliche Ansätze und Meinungen.
Das Image von Denkmalschutz und Denkmalpflege leidet, dieser sei teuer, kompliziert, oder willkürlich. Bewertungstexte, Auflagen und Vorlagen sind Begrifflichkeiten, die das Bild in der Öffentlichkeit prägen. Doch wozu genau braucht es den Denkmalschutz? Wer stellt ein Denkmal unter Schutz und warum? Was verbirgt sich hinter Materialverträglichkeit, Zeugniswert und Substanzerhalt? Und warum ist das wichtig für uns?
Ein Gebäude verdient sich eine Unterschutzstellung unter anderem dadurch, dass es eine besondere Architektur, historische Bedeutung oder besonderes öffentliches Interesse besitzt. Dafür setzen Sie sich als Denkmaleigentümer oder Engagierte ein. Am Tag des offenen Denkmals können Sie den Wert Ihres Denkmals präsentieren und mit uns gemeinsam daran arbeiten, die Bedeutung von Denkmalschutz und -pflege anhand Ihres Denkmals und Ihres Einsatzes sichtbar zu machen. Zeigen Sie, welchen Schatz Sie hüten. Lassen Sie kostbare Fliesen, Schnitzereien, Balken, Fenster oder auch kleinste Kuriositäten nicht in Ihrer Schmuckschatulle, sondern tragen Sie Ihre Preziosen sichtbar vor sich her. Und lassen Sie uns und Ihre Besucher wissen, welchen Wert gefeierte Feste und Erinnerungen, Handwerkskunst und überliefertes Wissen oder jährlich hunderte interessierte Gäste am Tag des offenen Denkmals trotz aller investierter Ressourcen für Sie haben.
Ihr Denkmal in Summe: Nennen Sie uns persönliche Zahlen! Wie viele Paare haben in Ihrer umgebauten Scheune schon geheiratet? Wie viele Waffeln backen Sie jährlich am Tag des offenen Denkmals? Wie viele Zeitzeugen durften Sie schon kennenlernen?
Wir freuen uns über Zahlen, Geschichten, Bilder und Anregungen an info@tag-des-offenen-denkmals.de